Systematische Theologie

Reinhard Slenczka: Bleiben in der Wahrheit

Reinhard Slenczka: Bleiben in der Wahrheit. Einweisungen und Anleitung zum Leben aus dem Glauben an Jesus Christus. Für Andacht und Lehre, Neuendettelsau: Freimund, 2015, 295 S., geb., € 19,80, ISBN 978-3-946083-00-9

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Von Professoren der Dogmatik wird erwartet, dass sie den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und durch Veröffentlichungen die akademische Diskussion in ihrem Fach voranbringen. Es war ein Kennzeichen der Lehre von Professor Slenczka schon zur Zeit seinen Erlanger Vorlesungen, dass er das Reden über Gott mit der Anrede Gottes verband, indem er eine Besinnung auf Gottes Wort und ein Gebet an den Anfang seiner Unterrichtsstunden stellte. Diese Verbindung von Lehre, Schriftauslegung und geistlichem Leben prägte auch seine Vorträge und viele seiner Veröffentlichungen. Damit knüpft er an eine Praxis an, die in der evangelischen Theologiegeschichte noch in der altprotestantischen Orthodoxie und im Pietismus selbstverständlich war, aber heute weitgehend verloren gegangen ist. Das vorliegende Werk vertieft nun die erbauliche Lehre des Erlanger Emeritus durch die Verbindung von Andacht und Lehre.

Der einleitende Teil „Mit dem Wort Gottes leben und sterben“ (9–20) ist der Schlüssel für die folgenden Teile des Buchs. In diesem Abschnitt gibt Slenczka Hinweise, wie die Bibel erbaulich gelesen werden kann, nämlich indem Zeit dafür reserviert wird, die Schrift in einer vorzugebenden Ordnung gelesen wird und auch dadurch, dass die Andacht eine hilfreiche äußere Form einhält (18f). Das Buch will als Hilfe zur Besinnung auf die Bibel dienen, denn: „Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments enthält nicht Texte der Antike und vergangener Zeiten, sondern durch sie spricht und handelt Gott gegenwärtig“ (16).

Im zweiten Teil des Werkes (21–207) betrachtet der Verfasser unter dem Titel „Glaube (mit dem Apostolikum), Liebe, Hoffnung“ die drei „theologischen Tugenden“ bzw. Grundzüge christlichen Lebens. Überwiegend sind die Betrachtungen nach dem Schema Gebet – Bibelstellen zum Thema – Betrachtung – Gebet aufgebaut. Die zugrunde gelegten Bibelabschnitte sind verschiedenen biblischen Büchern entnommen, aus den Apokryphen des AT der Text 2Makk 7,32: „Wir leiden ja um unserer Sünden willen“. In den einzelnen Abschnitten zeigt der Verfasser sehr schön, wie die christliche Lehre in der Auslegung der Heiligen Schrift wurzelt.

Der dritte Teil des Buchs (209–291) fasst unter dem Titel „Im Glauben an Jesus Christus und in der Gemeinschaft mit ihm leben, denken, handeln“ Überlegungen grundsätzlicher Art zusammen, die eine Handreichung für das Leben des Christen in der Kirche und in der Welt sein wollen. Aufgrund der in Teil 2 vorangegangen Schriftauslegung wird in diesem Teil die christliche Lehre in Entscheidung und Unterscheidung vorgeführt und eingeübt. Mit der Affirmation christlicher Lehrsätze wird zugleich eine Abgrenzung gegenüber falscher Lehre vollzogen. In seinen Ausführungen stellt Slenczka Überlegungen an, die schon in seinen vier Aufsatzbänden Altes und Neues zusammengestellt sind (2000 und 2016). Hauptthemen sind falsche theologische Frontstellungen in Auseinandersetzungen der Gemeinde, die bleibende Selbstwirksamkeit der Bibel in Gesetz und Evangelium gegenüber politisch-gesellschaftlichen Kontextualisierungsversuchen der Gegenwart, die Lehre von der Kirche und Hilfe zur Prüfung und Scheidung der Geister.

Durchaus zu erwarten sind bei einem Professor der Systematischen Theologie, dass die betrachteten Themen gelegentlich in fachlichen theologischen Anmerkungen vertieft werden. So bemerkt Slenczka in einem Exkurs zur Lehre von der Dreieinigkeit Gottes: „In diesem Zusammenhang sei wenigstens kurz erwähnt, dass die dogmatischen Grundbegriffe der Trinitätslehre und der entsprechenden Konzilsentscheidungen keineswegs aus der hellenistischen Philosophie übernommen wurden, sondern sie kommen durchweg aus der griechischen Bibelübersetzung und finden sich entsprechend im Gottesdienst in Liturgie und Bibeltexten. ,Ousia‘, das Sein und Wesen Gottes, kommt aus der Selbstoffenbarung Gottes Ex 3,14; Offb 1,4. 8; 4,8; 11,17; 16,5; Jes 41,4; ebenso ,Prosoopon‘, ,persona‘, Person ist im Hebräischen ,panim‘ und bezeichnet das Antlitz bzw. die Zuwendung Gottes zum Menschen. ,Hypostasis‘ ist auf Christus in seiner Herkunft von Gott bezogen Hebr 1,3“ (61, Anm. 25).

Das Buch schließt mit Überlegungen zur Heiligen Schrift als „Wort des Dreieinigen Gottes“ (293–295), die in ähnlicher Weise schon anderweitig veröffentlicht worden sind.

Das Werk gibt ein gutes Vorbild, wie ein Theologe als Christ das im Hörsaal Gelernte im Alltag des Glaubens zur Erbauung nutzen und damit im Glauben leben kann. Es empfiehlt sich nicht nur für die persönliche Bibelzeit des Theologen, sondern auch für Hausandachten von Gemeindegliedern und für theologisch interessierte Laien.

 

Dr. Jochen Eber, Pfarrer, Evangelische Auferstehungskirche Mannheim

 

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